Wenn beschlossen wird, eine Stabilisierungsoperation durchzuführen, liegt in aller Regel eine Instabilität der Wirbelsäule oder ein sehr fortgeschrittener Verschleiß vor. Das bedeutet, dass die natürlichen Haltestrukturen der Wirbelsäule so geschädigt sind, dass es zu unnatürlicher Beweglichkeit in diesem Bereich kommt. Ursache hierfür können neben Wirbelgleiten oder einer Osteochondrose auch Unfälle, Infektionen oder Tumoren sein. Die Ursache ist dabei immer entscheidend für den Therapieplan.
Ziel der Behandlung ist es, durch einen operativen Eingriff die Stabilität im erkrankten Anteil der Wirbelsäule wieder herzustellen, indem zwei oder mehr Wirbel miteinander verbunden werden. Man erreicht dies durch eine Fixierung der betroffenen Wirbel mit Implantaten (z. B. Schrauben und Stäbe) und der Verstärkung dieser Struktur mit eigenem Knochen. Gleichzeitig können Engen im Nervenkanal oder verändertes und entzündetes Gewebe beseitigt werden.
Der stationäre Aufenthalt in der Klinik nach der Lendenwirbelsäulen OP beträgt ca. 7-12 Tage. Eine direkt erfolgende Anschlussheilbehandlung (AHB) kommt in der Regel nicht in Frage, da die Knochen zunächst in Ruhe heilen sollen. Eine Ausnahme bilden Patienten, bei denen eine ausgeprägte Lähmung vorliegt, da diese frühzeitig durch Training verbessert werden soll. Auch bei älteren Patienten, die sich zum Zeitpunkt der möglichen Entlassung noch zu unsicher in der Versorgung zu Hause fühlen, kann eine direkt erfolgende AHB sinnvoll sein. Die volle Einheilung ist für gewöhnlich erst nach 3-6 Monaten abgeschlossen. Nach dieser Zeit ist dann auch die volle Belastung der Wirbelsäule wieder möglich.
1. Wirbelgleiten
Neben den angeborenen Gleitwirbeln (Spondylolyse) ist am häufigsten die degenerative Form der sogenannten Spondyl-Olisthese (Wirbelgleiten). Bei beiden Varianten verschiebt sich ein Wirbel gegenüber einem Nachbarwirbel. Die degenerative Form entwickelt sich aus einem Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke (Facettengelenke) und der Bandscheiben und betrifft in der Regel ältere Patienten. Der angeborenen Spondylolyse liegt fast immer eine sogenannte Bogenschlussstörung zugrunde. Sie betrifft 5–7 % der Bevölkerung. Durch die fehlende Knochenverbindung am Wirbelbogen kommt es zu Instabilität und damit zum Weggleiten des Wirbels. In vielen Fällen bleibt diese Art des Wirbelgleitens symptomlos und Ihre Diagnose ist ein Zufallsbefund. Wenn Beschwerden auftreten, dann häufig im mittleren Lebensalter. Zunächst bestehen meist chronische Rückenschmerzen. Erst im Verlauf kommt es zu Nervenschmerzen in den Beinen oder Beschwerden wie bei einer Verengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose). Typisch ist dann eine diffuse Schwäche in einem oder beiden Beinen, die mit Kribbeln, Taubheit und Schmerzen einher gehen kann
2. Osteochondrose
Die Osteochondrose ist eine spezifische Form des Verschleißes der Wirbelsäule. Betroffen sind häufig nur ein oder zwei Segmente der Wirbelsäule. Im Gegensatz zu normalen altersbedingten Veränderungen der Wirbelsäule reagiert bei der Osteochondrose auch der Knochen mit, da die Bandscheibe so sehr an Volumen verloren hat, dass die Knochen der angrenzenden Wirbelkörper aneinander reiben.
Diese Erkrankung der Wirbelsäule zeigt sich klinisch in starken, belastungsabhängigen oder nächtlichen Rückenschmerzen. Nur selten treten Nervenschmerzen oder neurologische Symptome auf
3. Infektionen
Infektionen im Bereich der Wirbelsäule sind sehr selten. Sie entstehen in der Regel aufgrund einer anderen Entzündung im Körper (z. B. einer Blasenentzündung), seltener nach operativen Eingriffen oder Spritzenbehandlungen. Besteht eine Entzündung (im Sinne einer Besiedlung mit Bakterien) der Bandscheibe und der angrenzenden Wirbelkörper, spricht man von einer Spondylodiszitis. Wenn diese nicht mit Antibiotika alleine ausreichend zu behandeln ist, besteht die Notwendigkeit einer operativen Stabilisierung der betroffenen Bandscheibenetagen. Das dient zum einen der Ausräumung des Infektionsherdes, zum anderen soll der entzündete Bereich zur Ausheilung ruhig gestellt werden.
4. Unfälle und Tumore
Auch Verletzungen oder Tumore können die Wirbelsäule destabilisieren. Eine solche Verletzung kann z. B. der Bruch von Wirbelkörpern oder die Verletzung der Bandscheiben und Haltebänder sein. Tumore wiederum zerstören den Knochen und führen dadurch zu lokalen (örtlichen) Schmerzen. Neben den lokalen Beschwerden besteht in beiden Fällen die Gefahr von Nervenschäden, die mit Schmerzen und neurologischen Ausfällen einhergehen. Eine operative Stabilisierungsoperation ist dann in den meisten Fällen nicht zu umgehen.
Instabilitäten in der Wirbelsäule können Rückenschmerzen, Beinschmerzen oder sogar neurologische Störungen wie Missempfindungen, Taubheit oder Kraftverlust verursachen. Bei dieser Art von Erkrankung gibt es keine einheitlichen Verläufe oder Symptome, so dass die Beschwerden bei jedem Patienten unterschiedlich sein können. Verantwortlich hierfür ist unter anderem die Ursache der Instabilität.
Bei der Beantwortung der Frage, ob eine Stabilisierungs-Operation durchgeführt werden soll, ist der individuelle Befund entscheidend, also die Ursache der Schmerzen.
Wenn die Ursache Verschleiß (Osteochondrose) ist, haben der individuelle Leidensdruck und die Frage, ob bereits alle konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft wurden, einen großen Einfluss auf die Entscheidung. Es gibt seltene Fälle, bei denen eine Operation aufgrund von neurologischen Defiziten (also Ausfallerscheinungen in den Beinen) oder akuter massiver Schmerzzunahme dringend durchgeführt werden sollte.
Bei Entzündungen, Unfällen und Tumoren ist das anders. Hier spielt der Bildbefund eine wichtige Rolle für die Prognose und damit auch für die Wahl der Behandlung. Gerade wenn die Stabilität der Wirbelsäule gefährdet ist, muss eine kurzfristige Entscheidung getroffen werden und eine Operation ist meistens nicht zu umgehen
Der Eingriff erfolgt in aller Regel in Bauchlage und Vollnarkose und besteht aus mehreren Teilen, die je nach Befund auch in unterschiedlicher Reihenfolge durchgeführt werden. Zum einen müssen je zwei Schrauben in den oberen und unteren Wirbel gesetzt werden. Dies kann entweder durch einen „offenen Zugang“ erfolgen, bei dem die Muskeln vom Knochen mittig gelöst und mit Spreizern zur Seite gehalten werden, oder durch einen „mimimalinvasiven Zugang“ von beiden Seiten. In diesem Fall wird mit einer Art dünner Röhre die Muskulatur zur Seite gedrängt und muss nicht mittig abgelöst werden. Dies ist deutlich schonender und verursacht weniger Narbengewebe und Wundschmerz.
Der zweite Teil der Operation besteht in der Erweiterung des Nervenkanals und der seitlichen Austrittsstellen der Nerven. Dazu werden die einengenden Strukturen wie verdickte wuchernde Weichteile und das sogenannte gelbe Band, aber auch Teile des Wirbelbogens und der kleinen Wirbelgelenke entfernt, wobei der entfernte Knochen für den später folgenden Operationsschritt aufbewahrt wird.
Der nächste Schritt besteht in der Entfernung der degenerativ veränderten und verschmälerten Bandscheibe. Dies geschieht in den meisten Fällen vom Rücken her an dem Nervenkanal vorbei.
Der letzte Schritt besteht aus der Verbindung der eingebrachten Schrauben. Dazu wird ein Stab zwischen beiden Schrauben eingebracht. Dieser wird so befestigt, dass ein leichter Druck zwischen den Wirbeln besteht, was die Einheilung verbessert. Je nach vor der Operation bestehender Fehlstellung können die Wirbel über die Schrauben in die gewünschte Position gezogen (reponiert) werden. Wenn z. B. aufgrund von Osteoporose die Schraube in dem Knochen einen etwas weniger festen Halt haben, wird auf eine vollständige Reposition verzichtet. Wenn die Nerven ausreichend Platz haben und die Stellung der Wirbel zueinander ausreichend ist, werden die Wirbel in dieser Position fixiert. Anschließend werden Muskeln und Haut nacheinander vernäht. Damit die sich bildende Wundflüssigkeit und das Blut gut abfließen können und sich nicht in der Tiefe der Wunde sammeln, wird für gewöhnlich eine Drainage eingelegt. Die Haut wird anschließend mit Nähten verschlossen
Nicht nur unsere beiden Chefärzte halten das Master-Zertifikat der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft, auch unsere Wirbelsäulenchirurgie an sich ist durch die DWG als besonders hochqualitativ ausgezeichnet. Für dieses Qualitätssiegel ist vor allem eine hohe Fallzahl an spezialisierten Eingriffen nötig, die in Kempen seit Jahren vorhanden sind und lückenlos erfasst werden. Dieser langjährige Erfahrungsschatz, hohe Ansprüche an das Qualitätsmanagement und ein interdisziplinärer Austausch unserer Experten sorgen für eine überdurchschnittliche Behandlungsqualität im Hospital zum Heiligen Geist.